Ennsregulierung anno 1916

Die Enns entspringt am Ennskraxenberg in einem Seitentale von Flachau, sie vereinigt sich mit dem Pleißlingbach, verlässt bei Altenmarkt die südnördliche Richtung und geht in westöstlicher Richtung bei Mandling aus dem Kronland Salzburg in die Steiermark. Auf salzburgischen Boden beträgt der Lauf der Enns 16.200 Wiener Klafter und hat ein Gesamtgefälle 3.072′.

Von jeher waren Wasserbauwerke an der Enns erforderlich. Schon unter Erzbischof Johann Jakob, 1560-1586, war der Lauf der Enns so in Unordnung, dass ihr im Jahre 1577 vom Tandalierschlößl an bis zum Ennsgut ein neuer Furt angewiesen werden musste. Im Jahre 1760 musste die Enns wieder nach einem anderen Plane reguliert werden. Die Kosten trugen zu gleichen Teilen der Fürst (Erzbischof), die Kirchen und die Pflegegerichtsgemeinde. Über eine neue Verheerung der Enns im Jahre 1803 erstattete das Pflegegericht ausführlichen Bericht, worauf ein gewisser Lederwasch von Tamsweg den Auftrag erhielt, eine Mappe des Ennstales auszuarbeiten, die aber das seltsame Projekt anregte, die Enns in die Fritz und somit in die Salzach zu führen. Seitdem fanden zwar öfter Kommissionen statt, was aber geschah, taten meistens die Gemeinden selbst mit Hilfe des Ennsdamm-Baufondes.

Es besteht eine eigene Genossenschaft zur Durchführung der Ennsregulierung im Pongau. Ihr Zweck ist die Regulierung des Ennsflusses in der Strecke von Mandling bis zur Einmündung der Zauch bei Altenmarkt. Die erforderlichen Mittel schöpft die Genossenschaft aus den Beiträgen der Genossenschaftsmitglieder, aus den von der Staatsverwaltung und dem salzburgischen Landtag anzuhoffenden Subventionen und aus freiwilligen Spenden von Gönnern und Freunden dieses Kultur-Unternehmens. Es steht ihr auch der Ennsdamm-Baufond zur Verfügung. Die technische Oberleitung der Ennsregulierungsarbeiten wird von dem landschaftlichen Bauamt in Salzburg besorgt.

Im Jahre 1910 erklärte am 29. November der Salzburger Landtag die Entsumpfung des Ennstales zwischen Altenmarkt und Mandling als Landesunternehmen und setzte in das Präliminare 1911 den Betrag von 34.400 Kr. als Erfordernis für Entsumpfungsarbeiten.

Er beschloss ferner den gleichen Betrag aufzunehmen in das Präliminare 1912 und den Rest von 34.400 Kr. in das Präliminare 1913 zu setzen. Die Ennsregulierungsgenossenschaft soll 18.550 Kr. beisteuern.

Am 5. September 1916 suchte H. Habersatter im Namen der hiesigen Landgemeinde bei der Lans in Salzburg an, es möchten behufs Ennsregulierung die 15 Mann Italiener hier belassen oder noch lieber, es möchten 9-10 Mann Kriegsgefangene aus dem Lager in Lublin, welche in der Gemeinde Pichl a. d. E. Arbeiteten, hierher gesandt werden, denn es sei unbedingt notwendig, dass der Ennsfluss in seiner ganzen Länge von 12 km reguliert werde. Dieselbe Bitte wiederholte Herr Habersatter am 23. September 1916. Mit 2. Oktober wurden zu diesem Zwecke 9 Mann zugesagt, die aus dem Pinzgau kamen. Die Italiener wurden nach Kleinmünchen angeblich zur Zuckerrübenernte gesandt.

So konnten in den Jahre 1915 und 1916 mit diesen Kriegsgefangenen an der Ennsregulierung gearbeitet werden Es arbeiteten täglich 15-20 russische Kriegsgefangene.

Es wurden Piloten gebraucht:

  • am rechten Ufer 420 Stück
  • am linken Ufer 250 Stück
  • zusammen 670 Stück in der Länge von 3 bis 4 Meter.

Vom 20. Dezember 1915 – 13. Mai 1916 wurden für die Ennsregulierung 11.619 Kr. 12 Heller bezahlt. Die Ennsregulierung verschlingt jedes Jahr ziemliche Tausende von Kronen und wird für die Landgemeinde Radstadt immer ein Schmerzenskind bleiben, das bedeutende Geldauslagen und schwere Sorgen verursacht.

 

Aus der Familienchronik der Familie Habersatter zu Weißenhof, dankend zur Verfügung gestellt.
(Originaltext verfasst von Josef Habersatter, 1916)