Aufzeichnungen von Josef Habersatter, Sauschneidsohn, geb. 1860

Mein Vater Josef Habersatter, geb. 1834, war ein Sohn des Trinkerbauern in der Radstädter Löbenau. Es gab fünf Brüder.

1. Rupert bekam das Kurzengut, Löbenau 4. Er verehelichte sich nicht, er war Knecht beim Trinker bis zum Jahre 1882, kam dann zum Kurzen, hielt sich eine Kuh und zuweilen ein Kalb, hatte auch eine Köchin. Er lebte als ein Sonderling und starb im Jahre 1886 oder 1887, und das Kurzengut ging dann an meinen Vater über.

2. Mathias, der zweite Bruder meines Vaters, ererbte das heimatliche Anwesen Trinker. Als er das Gut übernahm, war es durch gute Bewirtschaftung, durch Fleiß und rastloser Arbeit in einem ausgezeichnet gutem Zustande. Es waren vorhanden ein guter Viehstand, viel Fahrniss und Getreide in Hülle und Fülle. Trotzdem der Mathias sehr arbeitsam, nüchtern und sparsam war, ging es zusehends abwärts, denn seine Gattin Margareth, geb. Sulzbacker, verprasste und verschleuderte zu viel, hielt sich sogar einen eigenen Träger, den Fischbach Hans, welcher allgemein “der Löbenauerbote” genannt wurde. Infolgedessen kam die Wirtschaft immer mehr in Verfall, sodass im Jahre 1882 sämtliche Liegenschaften übergeben werden mussten. Wegen dem daraufliegenden Gelde behielt das Trinkergut Abraham Anichhofer, Großhausstädtbauer, zur einen Hälfte samt der Alpe Mitterfager, die andere Hälfte des Löbnergutes, welches auch zum Trinker gehörte, kam an Rupert Thurner, Prembauer. Die Hälfte des Löbnergutes verblieb Mathias, er hielt sich dort 1-2 Kühe, das übrige Futter verkaufte er. Verarmt starb er am Weyergute, bei dem sich mein Vater seiner annahm.

3. Der dritte war Josef, mein Vater. Der damalige Besitzer des Sauschneidgutes, Josef Pichler, war kinderlos, schon alt und nahe verwandt zum Trinker. In den kriegerischen 50er Jahren konnten sich Besitzer loskaufen vom Militär und der betreffende Besitz war dann ein vererbtes Gut. Auf diese Weise bekam mein Vater das Sauschneidgut als Erbe. Im Jahre 1857 wurde verlangt, dass das Lehen ein gekauftes Gut sei, und mein Vater musste einen Kauf fingieren. Im Jahre 1859 wurde die Heirat verlangt und mein Vater verehelichte sich mit Maria, geb. Weitgasser, Großwallnertochter in Mandling.

4. Der Bruder meines Vaters, Johann, und sein anderer Bruder Simon mussten 1866 in den Krieg, und nach Beendigung des Krieges beschäftigten sie sich hauptsächlich mit Schwellenhacken. Simon war auch Weber. Beide hatten sich im Kriege Lungenleiden zugezogen. Simon starb 1868 beim Sauschneider, Johann 1870 bei seiner Schwester beim Mathiasbauern.

Eine Schwester des Vaters: Maria, heiratete den Mathias Buchsteiner, Mathiasbauern. Ihr Sohn Josef erbte das väterliche Gut und heiratete Barbara Schafetter, Vordergottschalltochter. Ihre Tochter Maria heiratete den Rupert Thurner, der durch Erbschaft Taxerbauer wurde.

Die jüngste Schwester meines Vaters war Anna, sie heiratete den Abraham Anichhofer, Großhausstädt. Ihre Ehe war nicht besonders glücklich, da der Mann sehr hart war.

Die Ehe meiner Eltern war überaus glücklich. Vater und Mutter waren sehr fleißig und sparsam und Gottes Segen waltete über ihnen. Ihrer glücklichen Ehe entsprossen neun Kinder:

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1. Das älteste war ich, Josef, wurde geboren am 15. Jänner 1860
2. Ein Mädchen Maria ist gleich nach der Geburt gestorben
3. Rupert, geboren 1862
4. Mathias, starb im Jahre 1893
5. Meine Schwester Maria ist Lürzerbäuerin in Untertauern
6. Meine Schwester Elisabeth ist Huberbäuerin
7. Dem Bruder Johann wurde das Weyergut überlassen, er heiratete die Maria Winter und starb 1909. Da die Ehe kinderlos war, übergab der Vater mir das Weyergut mit der Bemerkung: Du hast Kinder genug.
8. Die Schwester Barbara verehelichte sich fast gegen den Willen des Vaters mit Michael Eschbacher. Sie kauften dann das Scheibleitengut und zum Bau des Wohnhauses verhalfen wir ihnen. Der Vater gab ihnen Holz und bezahlte alles, ich gab ihnen sämtliche Bretter, schnitt alles Bauholz und führte ihnen alles zu. Und sie verkauften es wieder.
Die Mutter meines Vaters, meine Großmutter, war Anna, geb. Huber, eine Tochter von Klinghub in Flachau. Sie war in Bezug auf Lesen und Schreiben bedeutend intelligenter als viele ihrer Standeskolleginnen. Mit dieser Großmutter waren meine Jugendjahre auf’s innigste verknüpft. Die Großmutter hatte wohl beim Trinkergut ihren Austrag, es behagte ihr aber nicht und sie kam zum Sauschneidgute, und meine ersten Jugenderinnerungen gehen zurück auf das Jahr 1864, wo ich und Bruder Rupert oft im Ahnlstübl bei der lieben Großmutter verweilten bei Tag und bei Nacht.

 

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Großmutter Anna Habersatter Geb. Huber, Klinghub-Tochter, Flachau

 

(Aus der Familienchronik der Familie Habersatter zu Weißenhof in Radstadt)