Altenmarkt, Herzogtum Salzburg, Typografie 1839

Der Pfarre Altenmarkt sind folgende Ortschaften zugewiesen: Aigenberg mit den Rotten Reitdorf, Höch, Prechtl und Schartlhof; Altenmarkt mit Oberndorf; Ennswald mit den Rotten Oberschwemmberg, Kreutzsal und Mandling; Gasthof mit dem Weiler Eben; Oberfritz mit den Seitentälern Schattbach und Neuberg; Niederfritz mit den Rotten Höllberg, Baierau, Sonnberg und Köcherfritz (hiervon der beträchtlichere Theil nach Hüttau gepfarrt), Schwemmberg (26 Häuser nach Altenmarkt, die übrigen nach Radstadt gepfarrt) und Zauch, wo Mathias Lackner, Bauer zu Brandstadt, der Kleinjogg dieses Thales genannt wird, und sich ein noch unbekannter krystallisirter Feldspatbruch befindet.
Altenmarkt mit einigen merkwürdigeren Gebäuden und Schlössern in der Umgegend, an der Straße nach Radstadt, mit 100 Häusern, 630 Einwohnern, 1 Stunde von Radstadt, 1 1/4 Stunde von Flachau, in einer ebenen Gegend, wo die Weibspersonen zwar Verdienst durch das Strohflechten suchen, jedoch bey Mangel an Materiale und Kenntnissen nicht im Stande sind, gangbare Waare zu verfertigen.

Die Pfarre zu U. L. Fr. ist ein Gebäude in gothischer Bauart mit einem Hoch- und 1 Nebenaltare sammt 3 Kapellen. An der Evangelienseite des Hochaltares sieht man ein Wapen des Ordens vom heil. Grabe zu Jerusalem, wahrscheinlich von 1149; in der Frauenkapelle eine aus Gyps gegossene Marien-Statue vom Erzbischofe Thiemo.
Die Entstehung dieser Kirche läßt sich mit Gewißheit nicht bestimmen. Sie mag um die Mitte des 9. oder auf den Anfang des 10. Jahrhundertes fallen. Namentlich kommt sie 1074 zum erstenmale vor. Sie wurde 1418 erweitert, und durch Bischof Engelmar von Chiemsee neu eingeweiht. 1502 kam eine neue Kapelle links neben dem Thore dazu. Am 19. Juny 1526 brannte die Kirche nebst ganz Altenmarkt ab. Etwa um 1638 ward die sogenannte Frauenkapelle angebaut. Unter den vielen vorhandenen Leichensteinen ist der älteste von 1364 dem Andenken des Pfarrers Wilhelm von Scherfenberg gesetzt.

Der jetzige Kuppelthurm entstand nach dem Blitzschlage 1761. Von den 4 Glocken auf demselben wurde die große mit mehr als 47 Centner 1721 umgegossen. Die Annakapelle im Kirchhofe entstand 1395 durch den Pfarrherrn Reicher von Ettling, das Bildniß der heil. Anna 1735 durch Peter Paul Perwanger. Der erste Ortspfarrer kommt 1171 urkundlich unter dem Namen During vor.
Der merkwürdigste in der Reihe der hiesigen Pfarrer ist ohne Zweifel Friedrich Theyß oder Deys. Er nennt sich am 11. July 1408 einen Doktor der Dekrete, einen Dechant von Paderborn e.t.c. 1409 schickte ihn Erzbischof Eberhard auf das Koncilium in Pisa. 1410 war er Lehrer der geistlichen Rechte und Auditor der römischen Kurie. 1421 wurde er Bischof von Lavant, 1422 in Chiemsee. Als solcher starb er dort 1429.

Unter Erasmus Eberwein wurde das salzb. Archidiakonat in Dekanate abgetheilt, und ein solches auch am 17. März 1618 zu Altenmarkt errichtet. Franz Joseph Mayr von Pirglau (1720-1747) mußte die Auswanderung von 180 Gutsbesitzern erleben. Sebastian Vorderegger (1753-1782) verwaltete alle hiesigen Stiftungen mit lobenswerthen Eifer, schuf viele Paramente e.t.c. Der wirklich ansehnliche Pfarrhof erhielt seine Vollendung 1755; das dazu gehörige Meyerhaus 1536.
Die älteste Urkunde im Pfarrarchive ist von 1314; der erste Schullehrer in Altenmarkt kommt vielleicht 1671 vor. 1788 baute die Gemeinde das Schulhaus sehr zweckmäßig, wie wenige, auf. Die Schülerzahl steht auf 146 Werktags-, 68 Wiederholungsschüler.
Das Kirchenurbarium beginnt mit 1410; die älteste Kirchenrechnung ist von 1538. Im Jahre 1426 kommen zwey Zechmeister und ein eigener Lichtmeister vor. 1642 entstand die Rosenkranzbruderschaft.

Eine Viertelstunde von Radstadt und Altenmarkt erhebt sich unweit von der Enns in einer schönen Ebene das alte Dandalierschloß mit 4 Thürmen und einer Meyerey, einst von den Herren gleiches Namens bewohnt, jetzt einem Bauer gehörig. 1569 besaß es Christoph Graf von Schernberg und Goldeck. Besonders sehenswerth ist der mit Zirmholz ausgetäfelte Rittersaal mit vergoldeten Rosenknospen an der Oberdecke. (Salzb. Amts- und Intell. Nro. 89 von 1833.)

Die Salnitersiederey von Bittersam an der Urbais erzeuget jährlich 17 Centner Salpeter.
Der Wenghof ist vorzüglich wegen seiner mit Kultur und Geist gut bestellten Landwirthschaft bekannt; Sinhub, ein stattliches Landgut eines wohlhabenden Handelsfuhrmannes.

 

Anm.: Das Wappen der Gemeinde ist: „In Weiß auf grünem Rasen eine grüne Doppel- oder Zwieseltanne, deren Stamm überdeckt wird von einem roten Schild, worin ein weißes achtspeichiges Rad dargestellt ist.“

 

Aus dem Herzogtum Salzburg, Typographie 1839
(Schreibweise und -art wie im Original, Quelle: Österreichische Nationalbibliothek)