Das Vikariat Wagrain erstreckt sich außer dem gleichnamigen Markte über die Ortschaften: Hof, Hofmark, Schwaighof und Vorder-Kleinarl, mit 250 Häusern, 316 Wohnparteyen, 1513 Einwohnern, worunter jedoch die Häuser- und Seelenzahl von den dahin eingepfarrten 8 Häusern der Ortschaft Floitensperg (da diese eigentlich zu St. Johann gehören, und dort eingerechnet sind) nicht mehr begriffen.
Wagrain, ein Markt mit 64 schlecht gebauten, nicht gut gereihten, theils in der Ebene theils auf der Anhöhe gelegenen Häusern, 83 Wohnparteyen, 388 Einwohnern, 2 Stunden von Flachau, Kleinarl und St. Johann, 3 von Altenmarkt, 4 von Radstadt, an der Straße von Radstadt nach St. Johann und Tyrol, 2388′ ober dem Meere. Es ist schwer, die eigentliche Bedeutung und Abstammung dieses Namens anzugeben; eben so schwer die Erforschung des Anfanges der Kultur dieser Gegend. Indessen scheint diese vielleicht wegen Entlegenheit von beyden Hauptkommunikationsstraßen erst etwas später angefangen zu haben. Auch zeigt der Hügel, an welchem der jetzige Marktflecken angelehnt ist, noch unverkennbare Spuren einstiger Revolutionen durch Wasser.
Nach den ältesten Nachrichten gehörte diese ganze Gegend anfangs zum Pfleggerichte Radstadt. Die Herren von Goldeck besassen in demselben eine Hofmark. Sie begriff vielleicht das heutige Wagrain und die von denselben eine halbe Stunde entfernt liegende Rotte Hofmark. Auf dem nahen Hügel dabey hatten sie eine Burg. Diesen Namen haben ihre Ruinen noch. Der Sage nach führt von da ein verborgener Gang in das Steinerbäckerhaus im Markte herab.
Als diese Hofmark im 15. Jahrhunderte dem salzburgischen Erzbischofe heimfiel, wurde die Gegend von Radstadt getrennt, und zu einem eigenen Landgerichte erhoben; dieses aber 1802 nach St. Johann einverleibt. Im Jahre 1592 (nicht 1511) kommt Wagrain als der 22. unter den vormaligen alten Märkten des Erzstiftes vor. Er hat eine sitzende Maria mit dem Jesuskinde im goldenen Felde zum Wapen. Zu Wagrain befindet sich die Vikariatskirche, die Kapelle des heil. Franz und noch eine andere mit dem Bilde Maria Hilf.
Die Vikariatskirche liegt oberhalb des Marktes auf einem Hügel. Sie wurde von den Herren von Goldeck 1359 gestiftet. 1359 heißt sie die Kirche St. Rupert zu Wagrain. In der Mitte dieser Kirche ruhet »der Edl und Vesthans von paar Herr und gewerkh von allen Bergkwerkhen hier zu Wagrain (+ 8. Nov. 1540.) Noch 1455 war diese Kirche eine Filiale von Altenmarkt.
1486 fängt die eigene Reihe der hiesigen Geistlichen, 1536 jene der Vikare an. 1380, 1403, 1438, 1521 geschahen Käufe und Stiftungen zu dieser Kirche. (Zauner III. 8; salzb. Int. 1800 S. 150—155; 171-—173.) Die Kirche oder Kapelle zu Ehren des heil. Franz im Markte wurde 1616 vom Erzbischofe Markus Sittikus gebaut, und 1651 auch zum Messelesen eingeweiht. Die kleine hölzerne Mariahilfkapelle außerhalb des Marktes war schon 1758 baufällig; sie wurde aber wieder hergestellt, aber nicht zum Messelesen.
1716 entstand eine Bruderschaft zu Ehren Jesus, Maria und Joseph. 1731 betrat hier ein Weib den Predigtstuhl. (Gärtner 10. S. 127.) Die Schule scheint 1677 entstanden zu seyn, und erstreckte sich bey den ungünstigen Umständen der Lokalitäten doch auf oder auch über 100 Schüler. (Rumpler 171.) 1782 fand das erstemal die Blatterimpfung statt. (Salzb. Int. 1800 S. 137, 309.)
Wagrain wurde nebst dem umliegenden Bezirke 837 dem Erzbischofe Luipram von Ludwig, dem Deutschen, geschenkt. (Zauner I. 57.) Das Schmelz- und Hammerwerk, welches noch im 16. Jahrhunderte stark betrieben wurde, ist verschwunden. Die jetzige Privathammerschmiede beschäftiget sich mit Hufschmiedarbeiten, sie ist aber auch mit einem Frischfeuer versehen, und verfrischt jährlich 2 — 300 Centner Roheisen, von der Flachau herbeygeholt. (Winklhofer, Hübner.)
Aus dem Herzogtum Salzburg, Typographie 1839
(Schreibweise und -art wie im Original, Quelle: Österreichische Nationalbibliothek)